Schwangerschaft und überraschende Geburt

Im Frühling letzten Jahres haben M und ich beschlossen, unsere Familie zu vergrößern. Damit eine Schwangerschaft möglichst schnell eintritt, probierte ich bereits einige Monate zuvor die Temperaturmessung aus. Dadurch konnte ich feststellen, wie viele Tage immer von der Periode bis zum Eisprung vergingen.

Um den 6. oder 7. August hatte ich meinen Eisprung. Als die Temperatur Ende des Monats immer noch erhöht war, und keine Anzeichen erkennen ließen, dass sie bald fällt und somit die Periode wieder einsetzt, wusste ich, dass es zu einer Befruchtung gekommen war. Um alle Zweifel zu beseitigen, kaufte ich mir in der Mittagspause in der Drogerie einen Schwangerschaftstest, der das Ergebnis mit „schwanger“ oder „nicht schwanger“ verkünden sollte.

Nur wenige Stunden später fragte mich M im Auto – wir waren gerade auf dem Heimweg von unserem Lauftraining im Wald – ob meine Temperatur noch genauso hoch sei wie am Vortag. Hätte er die zwei Minuten bis zur Ankunft in unserer Wohnung gewartet, hätte ich ihm das Ergebnis des Schwangerschaftstests vor Augen geführt 😉 So beichtete ich ihm meinen Kauf des Schwangerschaftstests und teilte ihm auch das eindeutige Ergebnis mit: schwanger. M war zunächst einige Minuten sprachlos, ehe er mich aufgeregt fragte, ob er es seinem besten Freund A schon erzählen dürfe.

Meine Schwangerschaft

Unser Baby sollte um den 5. Mai herum das Licht der Welt erblicken. Anfangs verging die Zeit für mich eher schleppend, da es mir nicht gut ging und ich jeden Tag auf Besserung hoffte. Bis in den fünften Monat hinein litt ich extrem unter Übelkeit. Mit Beginn der 8. Schwangerschaftswoche übergab ich mich vier Mal täglich, einige Wochen später nur noch alle zwei Tage, schließlich nur noch alle vierzehn Tage und am Ende der Schwangerschaft nur noch ein bis zwei Mal im Monat. Da es mir permanent so schlecht ging, bekam ich von meiner Frauenärztin ein Beschäftigungsverbot erteilt und brauchte während der Schwangerschaft nicht arbeiten.

Ich konnte mit Einsetzen der Übelkeit nur noch wenige Lebensmittel riechen, weshalb ich beim Öffnen des Kühlschranks immer die Luft anhielt, und noch weniger davon essen. Sogar mein geliebtes veganes Sushi blieb nicht im Magen. Zu Beginn der Schwangerschaft nahm ich deshalb fünf Kilo ab und hatte gegen Ende nur sechs Kilo wieder zugenommen. Das hatte zur Folge, dass ich nur einen kleinen Babybauch vorzeigen konnte, der zudem im Winter unter dem dicken Mantel verschwand 😉

Während der Schwangerschaft nahm ich an einem Schwangerenyogakurs teil und probierte Nordic Walking aus. Entsprechende Stöcke schenkte mir M zu Weihnachten 2015. Gelegentlich bin ich auch ins Hallenbad gegangen, um ein paar Bahnen zu schwimmen.

Die restliche Zeit vertrieb ich mir mit langen Spaziergängen mit unserem Prinzi sowie dem Ausmisten und Aufräumen unser Wohnung. Ich fand auch Gefallen am Stricken kleiner Schals und Mützen sowie dem Besticken von Lätzchen mit Weihnachtsmotiven. Erst zu Beginn dieses Jahres verspürte ich den Drang, entsprechende Fachliteratur zu lesen, um mich etwas auf das Bevorstehende vorzubereiten.

Gleich nachdem feststand, dass M und ich ein Baby erwarten, vereinbarte ich mit einer Hebamme des Geburtshauses den ersten Beratungstermin. Unser Baby sollte unbedingt in einer ruhigen und entspannten Umgebung, wie sie das Geburtshaus bieten kann, zur Welt kommen und nicht in einem Krankenhaus. Da bei einer Geburt im Geburtshaus zwei Hebammen anwesend sein müssen, lernten wir wenig später noch eine zweite kennen. Unsere Vorsorgetermine fanden nun also immer im Wechsel mit den beiden Frauen statt.

Da meine Frauenärztin einige Bedenken hinsichtlich unserer geplanten Geburt äußerte, die nichts mit der Gesundheit des Babys zu tun hatten, wechselte ich im dritten Trimester die Arztpraxis. Ich fand eine Frauenärztin, die unseren Vorstellungen offen und unterstützend gegenüberstand.

Ls Geburt

Am Abend des 16. März dürfte sich unser Baby ins Becken gedreht haben, denn seit diesem Tag verspürte ich einen permanenten Druck, hatte täglich stärker werdende Rückenschmerzen und fand liegen, stehen und gehen gleichermaßen unangenehm. Ich hatte mir die Wehen zwar von meiner Hebamme beschreiben lassen und fand auch, dass das irgendwie passte, dachte aber aufgrund der 34. Schwangerschaftswoche eher an einen eingeklemmten Ischiasnerv.

Am Morgen des 22. März fühlte ich mich ganz elend. Alles war unangenehm und mein Rücken schmerzte und brannte höllisch. Glücklicherweise erreichte ich telefonisch eine Naturheilpraxis, die auch bei Schwangeren Osteopathie anwendet, und freute mich riesig, als mir mitgeteilt wurde, dass um die Mittagszeit noch ein Termin frei wäre.

Die Behandlung brachte leider nichts. Da ich aufgrund der Schmerzen keinen Mittagsschlaf halten konnte, beschloss ich, mit Prinzi einen Spaziergang zu machen. Allerdings kam diesem Vorhaben ein Tritt gegen die Bauchdecke dazwischen, bei dem ich etwas Flüssigkeit verlor. Ich dachte nach wie vor, mit meinem Darm stimme etwas nicht und dass diesem gleich etwas schlimmes passiert. Als ich kurz darauf Blut im Urin feststellte, rief ich sofort M an und bat ihn, nach Hause zu kommen, damit er mich ins Krankenhaus fährt. Dieser befand sich gerade mit seinem Kollegen beim Maler, um Farben für das neue Büro auszusuchen.

Unsere Vermieterin arbeitet auf derselben Etage, auf der wir wohnen. Ich versuchte nach dem Telefonat die wenigen Meter unter starken Rückenschmerzen zu ihr zu gelangen, damit sie einen Krankenwagen für mich ruft.

Kaum hatte C den Anruf getätigt, setzten bei mir die Presswehen ein. Ich dachte immer noch an meinen Darm, war nun aber nicht mehr hundertprozentig überzeugt, dass dieser die Ursache meiner tagelangen Schmerzen war, und verspürte plötzlich Angst in mir aufsteigen, weil ich das Baby jetzt noch nicht bekommen wollte. Unsere Vermieterin und Prinzi waren die ganze Zeit über bei mir und haben versucht, mich zu beruhigen <3

Wenig später trafen die Rettungssanitäter ein, nahmen meine „Das Baby kommt!“-Rufe aber nicht für voll. Ich quälte mich mit deren Hilfe die wenigen Treppen hinunter in den Hausflur zur Bahre, unterbrochen durch einige Presswehen. Ich wusste kaum, wie ich auf die Liegefläche kommen sollte, hatte ich doch das Gefühl, dass gleich irgendwo etwas rauskommt. M war inzwischen auch da.

Auf den zwanzig Metern von unserem Hausflur bis zum Krankenwagen habe ich immer wieder gesagt, dass das Baby gleich kommt. Ich wurde gerade in den Krankenwagen geschoben, als ich dies wiederholte. Einer der beiden Rettungssanitäter, der mir zuvor immer wieder mitteilte, dass jetzt noch kein Baby käme, schaute nun doch mal unter meinen Rock. Mit blassem Gesicht meinte er schließlich, er würde mir bei der Schulter helfen, da dies am schwersten sei. Da war Ls Kopf also schon sichtbar. Eine Presswehe später platzte meine Fruchtblase und L erblickte das Licht der Welt. Da sie sofort schrie, wurde sie nach kurzer Begutachtung auf meine Brust gelegt. Nachdem der zehn Minuten später eintreffende Notarzt seine Untersuchungen durchgeführt hatte, machten L und ich uns kuschelnd auf den Weg ins Krankenhaus. Unglücklicherweise funktionierte die Heizung im Krankenwagen nicht, sodass wir eine frostige Fahrt hatten.

Im Krankenhaus angekommen wurde L den Kinderärzten übergeben, während ich zur Behandlung in der Gynäkologie verblieb. Da die Plazenta nach einer Stunde noch nicht geboren wurde, meinten die Ärzte, sie mit Gewalt herausholen zu müssen und drückten mehrfach gegen meinen Bauch. Im Vergleich zur Geburt erlitt ich durch diese Methode, die noch nicht mal zum gewünschten Erfolg führte, wirklich starke Schmerzen. Eine halbe Stunde später wurde mir ein leichtes Wehenmittel injiziert. Leider fehlte meiner Plazenta ein kleines Stück – vermutlich verursacht durch das gewaltsame Eingreifen der Ärzte – weshalb ich eine 15-Minuten-Narkose bekam und ausgeschabt wurde.

M meinte am Abend, 15:05 Uhr war unser Baby da. Angerufen hatte ich ihn erst 14:40 Uhr. Unsere kleine L kam mit 43 cm und 1810 g circa sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin auf die Welt.

L liegt nach wie vor zur Beobachtung auf der Neonatologie, einer Intensivstation für zu früh geborene Babys. Sie ist und war jedoch von Anfang an unauffällig. Wenn alles klappt, ziehen wir morgen in ein Eltern-Kind-Zimmer um und dürfen hoffentlich bald nach Hause 🙂

Katja Verfasst von: