Unser erster Urlaub im Caravan – Teil 2/2

Am frühen Abend des 12. August standen wir erstmals auf unserer Reise vor einem Problem: Keiner der von uns angefragten Campingplätze hatte für die kommende Nacht noch einen Stellplatz frei. Gerade als wir uns mit dem Gedanken angefreundet hatten, die Nacht außerhalb eines Stellplatzes auf einem abgelegenen Parkplatz zu verbringen, teilte uns der Campingplatz in Sulzberg mit, dass noch eine Fläche für eine Nacht frei sei. Glücklicherweise waren wir nur zwanzig Autominuten von diesem entfernt. Bei unserer Ankunft stellten wir fest, dass der Campingplatz mit zahlreichen Caravans und Zelten übersät war. Entsprechend laut war – vor allem nachts – der Geräuschpegel, sodass wir froh waren, hier nur eine Nacht verbringen zu dürfen.

Den Abend konnten wir nicht genießen. Wir blickten mit besorgter Miene auf die noch verbleibenden Tage. Wir nutzten die Stunden am Abend und schrieben zahlreiche Campingplätze in der Nähe an. Einige reagierten sehr schnell, hatten jedoch keine positive Mitteilung für uns. Uns blieb somit nichts anderes übrig, als am nächsten Tag auf gut Glück nach einem freien Stellplatz zu suchen.

Und wir hatten Glück 🙂 Da wir bereits zur Mittagszeit am nächsten Tag ankamen, ergatterten wir einen der letzten freien Stellplätze auf dem Campingplatz in Blaichach. Der Ort lag nur knapp eine halbe Stunde von Sulzberg entfernt. Wir reservierten gleich für mehrere Tage, da keiner von uns große Lust verspürte, in den kommenden Tagen besorgt umherzufahren und freie Plätze zu suchen.

Mein Bruder traf am Mittag ebenfalls bei unserem neuen Campingplatz ein. Von München aus fährt man keine zwei Autostunden bis nach Blaichach. Wir spazierten an diesem wunderschönen Sommertag einfach drauflos und entdeckten nach kurzer Zeit den Inselsee Allgäu Wasserski- & Wakeboardpark. Bei einem leckeren Essen, Eis zum Nachtisch und kühlen Getränken schauten wir begeistert zu, wie ein Wasserski- bzw. Wakeboardfahrer nach dem anderen elegant über das Wasser glitt. Wir drei verspürten große Lust, irgendwann selbst einen Kurs zu belegen, und nahmen uns ein Prospekt mit 🙂 Mein Bruder bestaunte noch die Inneneinrichtung des Wohnanhängers, ehe er sich am frühen Abend auf den Rückweg nach München machte.

Am nächsten Tag unternahmen wir vier bei dreißig Grad eine Bergwanderung von Rohrmoos zum Piesenkopf über die Alte Piesenalpe. Kurz vor dem Gipfel stand eine Alm, bei der wir einen Kaffee, eine Limonade und eine Käsebrotmahlzeit kauften und neue Kräfte sammelten. L wurde gestillt und auch Prinzi bekam etwas zu trinken.
Auf dem Gipfel angekommen, bestaunten wir die herrliche Aussicht, hielten diese auf einigen Fotos fest und machten uns wieder an den Abstieg. Nach nur wenigen Metern hörte plötzlich der Wanderweg auf und wir standen unmittelbar vor Elektrostacheldrahtzäunen, hinter denen sich Kühe, Kälber und Bullen befanden. Der Wegweiser zeigte exakt in diese Richtung und wir fanden auch nach halbstündiger Suche keinen anderen Weg zurück zum Auto. Uns blieb nichts anderes übrig als unter den Elektrostacheldrahtzäunen hindurchzukriechen. Mit viel Abstand zu den Tieren liefen wir weiter und hofften, unseren Weg wiederzufinden. Ich konnte mit L im Tragetuch unter dem letzten Zaun hindurchkriechen und uns glücklicherweise vor den allmählich näher kommenden Kühen, die nun auch immer lauter werdende Rufe von sich gaben, in Sicherheit bringen. Offensichtlich fühlten sie sich durch uns und vor allem Prinzi bedroht. Ich hatte schreckliche Angst, von einer Kuh zertrampelt zu werden.

Wir mussten leider feststellen, dass unser Weg hinter den Elektrostacheldrahtzäunen nicht weiterging. Ein Umkehren kam
für mich allein schon wegen der Kühe nicht in Frage. M suchte uns einen Weg durch das Dickicht – vergebens.
Am späten Nachmittag baten wir unseren Freund A, der über ein einwandfreies GPS-Gerät verfügt, um Hilfe. Glücklicherweise ist ein iPhone in der Lage, die eigenen GPS-Daten ziemlich genau anzuzeigen, weshalb wir ihm diese die nächsten drei Stunden immer wieder durchgaben, damit er uns sagen konnte, in welche Himmelsrichtung wir laufen müssen, um wieder auf einen Wanderweg zu kommen. Leider entpuppte sich der auf unserem iPhone mit spärlichem Netz sowie auf As GPS-Gerät angezeigte Weg als Fluss. Wir kamen nicht weiter und allmählich saß uns die Dämmerung im Nacken. Wir liefen noch eine Weile durch das Dickicht in der Hoffnung, einen Weg zu finden.

Um acht bat ich M, die Bergwacht zu rufen. Nun standen wir vor dem nächsten Problem: Wir hatten nur ab und an Netz. Obwohl ich nach Außen hin noch ruhig wirkte, schob ich bereits leichte Panik, bei zunehmender Kälte mit Baby in den Bergen übernachten zu müssen. Um 20:12 Uhr erreichte M jemanden vom Notruf in Österreich. Dank der GPS-Daten konnten wir unsere Position mitteilen. Der freundliche Mann in der Leitung gab unseren Notruf nach Deutschland weiter. Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, ehe uns jemand aus Deutschland zurückrufen konnte. Es war bereits dämmrig, als wir die erlösende Mitteilung erhielten, dort zu bleiben, wo wir sind, da ein Rettungstrupp mit dem Auto unterwegs sei. Zum Glück kam kein Hubschrauber, da ich mir Prinz in einem solchen nicht vorstellen konnte.

Als uns der vierköpfige Rettungstrupp erreichte, war es bereits stockdunkel. Wir liefen nur zweihundert Meter steil bergauf und kamen auf einen Wanderweg – der auch als Forstweg dient -, auf welchem die Autos der Bergwacht parkten. Nach einer zehnminütigen Fahrt kamen wir wieder zum Parkplatz, auf dem unser Auto stand. Unsere Personalien wurden wegen der Rechnung aufgenommen. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum fünfundzwanzig Minuten entfernten Campingplatz. Wir säuberten uns oberflächlich und fielen erschöpft, aber froh und unendlich dankbar ins Bett.

Am 15. August unternahmen wir nur einen Spaziergang zum Inselsee Allgäu Wasserski- & Wakeboardpark, den wir zwei Tage zuvor mit meinem Bruder schon besucht hatten, aßen leckere Sachen und ruhten uns von dem Abenteuer vom Vortag aus.

Nur eine Stunde Autofahrt entfernt liegt die Lindau Insel am Bodensee, die wir am darauffolgenden Tag besuchten. Wir parkten etwas abseits vom Stadtinneren und machten einen gemütlichen Spaziergang. Es war wunderschönes sonniges Wetter und der Bodensee lag in seiner ganzen Pracht vor uns. M und ich beschlossen, irgendwann für längere Zeit noch mal wiederzukommen. Wir kauften nochmals einige Postkarten, die ich abends und am nächsten Morgen beschrieb.

Unsere letzte Nacht wollten wir auf einem Campingplatz in Würzburg verbringen. Allerdings lasen wir auf der Autobahn den Ort Rotenburg ob der Tauber und M teilte mir mit, dass er sich diese Stadt schon immer mal ansehen wollte. Wir hatten unglaubliches Glück, noch einen freien Stellplatz für die Nacht zu bekommen, denn nur wenige Stunden nach unserer Ankunft waren beide Campingplätze der Stadt ausgebucht. Am Nachmittag des 17. August suchten wir in der Innenstadt Melee Island von dem Game Monkey Island und wurden auch fündig 😉 Rotenburg ob der Tauber ist wirklich eine sehr schöne Stadt. M und ich wollen eines Tages um die Weihnachtszeit wiederkommen.

Leider endete unser Caravan-Urlaub am 18. August. Wir hielten auf der Rückfahrt in Bad Kissingen, bewunderten die kilometerlangen gepflegten Parkwege, die sich optimal zum Joggen eignen, und aßen eine Kleinigkeit, ehe wir die letzte Etappe nach Erfurt unternahmen.

Zu Hause angekommen, räumten wir den Caravan leer, säuberten und saugten ihn von innen und brachten ihn am nächsten Tag zum Vermieter zurück.

M und ich waren absolut begeistert <3 Es wird in Zukunft auf jeden Fall weitere Urlaube mit Caravan oder Wohnmobil geben. Der eingeschränkte Platz und das Beisammensein auf engstem Raum hat uns nicht gestört. Wir brauchten zu Hause sogar eine Zeit lang, um uns wieder an den vielen Platz zu gewöhnen 😉

Katja Verfasst von: